Ein neues Stück Stück des Ensemble 9. November feiert nun im Herbst bei uns Premiere.
1949 schrieb Adorno im Aufsatz »Kulturkritik und Gesellschaft«: »Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch.«
Dieser Satz hat das »Ensemble 9. November« (E9N) nicht davon abgehalten, in vielen seiner Gesamtkunstwerke, Poesie - in der Vermittlung mit Musik, Bildender Kunst, darstellendem Spiel und Film - als Textgrundlage für eine Theaterinszenierung, als Gestaltungsherausforderung an die Künstlerinnen und Künstler, sowie an die Gesamtkomposition vorzutragen.
Vielmehr hat Adornos Satz uns dazu bewegt, über den Zusammenhang historischer Weltzustände, die in Prosaberichten und Narrativen überliefert sind und die ebenfalls historisch in Poesie erscheinen, nachzudenken. Nicht zuletzt betrifft dies die Gegenwart, ein Weltzustand, der jenem der Renaissance in wesentlichen Bestimmungen seiner Prosaüberlieferungen zu Erinnerungen herausfordern.
Das poetische Analogon dazu bilden Shakespeares Dramen, Wein der Poesie, Wahrheit als Kunst. In diesen Wein fließt zunehmend prosaisches Wasser, was Hegel in seinen Vorlesungen zur Ästhetik zum Verhältnis von Poesie und Prosa ausführt: »Da nun aber poetische und prosaische Vorstellungsweise und Weltanschauung in ein und dem selben
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Ein neues Stück Stück des Ensemble 9. November feiert nun im Herbst bei uns Premiere.
1949 schrieb Adorno im Aufsatz »Kulturkritik und Gesellschaft«: »Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch.«
Dieser Satz hat das »Ensemble 9. November« (E9N) nicht davon abgehalten, in vielen seiner Gesamtkunstwerke, Poesie - in der Vermittlung mit Musik, Bildender Kunst, darstellendem Spiel und Film - als Textgrundlage für eine Theaterinszenierung, als Gestaltungsherausforderung an die Künstlerinnen und Künstler, sowie an die Gesamtkomposition vorzutragen.
Vielmehr hat Adornos Satz uns dazu bewegt, über den Zusammenhang historischer Weltzustände, die in Prosaberichten und Narrativen überliefert sind und die ebenfalls historisch in Poesie erscheinen, nachzudenken. Nicht zuletzt betrifft dies die Gegenwart, ein Weltzustand, der jenem der Renaissance in wesentlichen Bestimmungen seiner Prosaüberlieferungen zu Erinnerungen herausfordern.
Das poetische Analogon dazu bilden Shakespeares Dramen, Wein der Poesie, Wahrheit als Kunst. In diesen Wein fließt zunehmend prosaisches Wasser, was Hegel in seinen Vorlesungen zur Ästhetik zum Verhältnis von Poesie und Prosa ausführt: »Da nun aber poetische und prosaische Vorstellungsweise und Weltanschauung in ein und dem selben Bewußtsein zusammen gebunden sind, so ist hier eine Hemmung und Störung, ja sogar ein Kampf beider möglich, wie z.B. unsere heutige Poesie beweist.«
Dies ist geschrieben in Zeiten Französischer Revolution, Napoleonischer Kriege und aus einem Geschichtsbewusstsein heraus, das sich bei Hegel in seiner »Phänomenologie des Geistes« findet sowie in der Ästhetik im Übergang zur romantischen Kunstform.
Hegel und Adorno bewegt dieselbe historische Entwicklung, ihre heftigen Zäsuren, Zeitenwenden und deren Bedeutung für die Kunst.
Dies nimmt das E9N mit einer Entgegenstellung von Shakespeare und Atwood in »Die Violine spielt das Holz« auf. Atwoods Gedichte in »Die Füchsin« (1965´1995) bewegen sich sowohl in poetischen als auch stark in prosaischen Ausdrucksweisen des Alltäglichen und Banalen, die an Bilder des französischen Impressionismus erinnern. Dabei haben sie häufig einen theatralischen Dialogcharakter, die in der Inszenierung in - Ich, Du, Wir - Blöcken- zugleich mit instrumentaler Musik, zu Rezitativen komponiert sind und gespielt werden.
Zu den Prosablöcken kommen, als Interventionen, poetische Schmetterlinge hinzu, als Zeichen dafür, wie sich in ein und dem selben Bewusstsein, der innere Kampf der Dichterin zur Poesie hinaus befreit.
Die jeweils in den Rezitativen gefangene Musik wird zusammen mit den anderen Kompositionen selbständig an anderen Zeitorten der Inszenierung gespielt und gehört. Räumliche- und Sinn-Entfaltung die Texte Shakespeares und Atwoods in einem Spiel, das von Bühne, Objektkostümen, Licht, der Musik sowie von der tänzerischen, poetischen und prosaischen Beweglichkeit der Schauspielerinnen und des Schauspielers bestimmt werden.
Dazu zeichnen wechselnde Projektionen von Schnittmusterzeichnungen, textiler Gebrauchsgraphik, auf die Wände der Bühne, gleich einem Linienkäfig, in ihrem Wechsel, dem Raum einen Bildablauf der Zeit .
Dr.Wilfried Fiebig, Ensemble 9. November
Regie, Dramaturgie, Bildende Kunst: Dr. Wilfried Fiebig
Schauspiel: Katrin Schyns, Richard Köhler, Myriam Tancredi
Komposition und Piano: Theodor Köhler
Violine: Katrin Becht
Cello: Gabriel Mientka
Lichtdesign: Johannes Schmidt
Grafik: Jörg Langhorst
Leitung E9N: Helen Körte, Dr. Wilfgrid Fiebig
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